Das Baskenland und der Anfang vom Ende

Alles geht irgendwann mal zu Ende, so auch diese Reise. Zwar liegen noch gut 1 ½ Wochen Zeit vor uns, doch so langsam schalten auch wir aus dem Freireise-Modus mehr und mehr in den Autopiloten. Oder anders gesagt, wir fangen an, die Tage rückwärts zu zählen und mit etwas Voraussicht Google zu befragen, welche Routen halbwegs nützlich zu unserem Endziel Hamburg führen.

Nachdem wir die Region Kantabrien hinter uns gelassen haben sind wir im Anflug auf das Baskenland. Somit wartet noch einmal ein echtes landschaftliches und kulturelles Highlight auf uns. Das Baskenland teilt sich auf in drei Gebiete: Die autonome Region Baskenland, die autonome Region Navara sowie das französische Baskenland und erstreckt sich auf der Route entlang des Atlantiks grob gesehen von der spanischen Region um Bilbao im Westen bis hin zum französischen Biarritz im Norden. Schon auf meinen vorherigen Surftrips in Frankreich und Spanien ist dieses Gebiet immer fester Bestandteil der Route gewesen, da es für mich ohne Zweifel eine der schönsten Regionen in Europa ist.

 

Das Baskenland ist eine der schönsten Ecken in Europa

Unser erster Stopp ist der Playa de Laga, ca. 80km östlich von Bilbao in der autonomen Region Baskenland. Auffällig in dieser Gegend sind die zahlreichen Banner an den Balkonen und die Graffitis auf den Straßenmauern, auf denen ein klares Statement für die Unabhängigkeit der autonomen Region abgegeben wird. Nachdem durch die ETA noch vor gut 10 Jahren gewaltsam in Form von Anschlägen für die Unabhängigkeit von Spanien gekämpft wurde, ist es in den letzten Jahren zum Glück größtenteils friedlich. Es wird spannend, wie die aktuellen Ereignisse in Barcelona und die Versuche der Katalanen, die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien zu erreichen, auch diese Region wieder aktiv werden lassen könnten.

 

Schriftzug auf Mauer für Unabhängigkeit

 

Der Playa de Laga liegt eingebettet zwischen riesigen Klippen und ist einer der schönsten Strände der Gegend sowie ein Eldorado für Surfer und jede Menge Hippies. Mein letzter Besuch an diesem Strand ist schon über 10 Jahre her, doch schon damals galt der Parkplatz als eine Art inoffizieller Campingplatz. So ist es auch immer noch. Die Zahl der Fahrzeuge, die uns heute bei unserer Anfahrt über die kurvige Küstenstraße begrüßt, ist sogar noch einmal deutlich gestiegen. Auch das Line-Up im Wasser ist voll, und da der Strand mit lediglich ein bis zwei Peaks (Stellen an denen die Wellen brechen und surfbar sind) nicht all zu viele Optionen bietet schenken wir uns die Surfsession und nehmen stattdessen noch einen Happen im kleinen Strandrestaurant.

Das Wetter begrüßt uns am nächsten Tag durchwachsen und auch die Wellen haben über Nacht die Biege gemacht. Somit beschließen wir weiter zu ziehen in Richtung Zarautz, wo es besser sein sollte. Auch unsere Kölner Reisekollegen Saskia und Johannes haben sich für dort noch einmal angekündigt. Wir schlengeln uns also mit unserem Camper entlang der schönen Küstenroute N-634 und erreichen ca. 2 Stunden später unser Domizil für die nächsten Tage, den Gran Camping Zarautz. Wir richten uns ein mit herrlichem Blick über den Atlantik. Auch die Wellen laufen hier gut. Das einzige Hindernis ist der gut 1,5km lange und mit 300 Treppenstufen versehene Ab- und Aufstieg zum Strand. Eine bayerische Freundin schrieb mal über Zarautz in Ihrem Facebook Post “meine Wadeln zerhaut’s in Zarautz!“. Heute weiß ich was sie damit meint. Wir verbringen aber noch einmal 3 schöne Tage hier – bei bestem Wetter, guten Wellen und in netter Gesellschaft.

 

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San Sebastian – Surfen in der Kulturhauptstadt 2016

Als nächstes steht mit San Sebastian eine meiner europäischen Lieblingsstädte auf dem Programm. Das Angebot, welches diese Stadt bietet, ist in Europa meiner Meinung nach einzigartig. Während der Playa de Zurriola hervorragende Surfbedingungen liefert, taucht man ein Stück weiter in der Hafen-Bucht bei den Stränden Playa de la Concha und Plage d´Ondareta in eine fast schon mediterrane Welt ein.

 

Hafenbucht

 

Dazu bekommt man hier Kulturangebot en masse. Die historische Altstadt mit ihren vielen kleinen Tapas Bars, die Basilika der heiligen Maria und der moderne Kursaal sind nur ein Bruchteil der Sehenswürdigkeiten, die wir heute passieren. Wir beschließen in Zukunft noch einmal für ein langes Wochenende hierher zu fliegen und selbst dann wird es schwer werden, alle Highlights dieser Stadt zu besichtigen. Kein Zufall also, dass San Sebastian zur europäischen Kulturhauptstadt 2016 gewählt wurde. Diese Stadt können wir jedem wirklich nur empfehlen.

 

 

Anschließend geht es hoch auf die vielleicht sehenswerteste Strecke unserer Reise: die kleine, kurvige GI-3440 in Richtung Hendaye und französischer Grenze. Wir haben für die Fahrt einen Sahnetag erwischt, an dem die Sonne einfach nochmal alles gibt und unsere Sonnenbrillen zu einer Pflicht-Utensilie werden lässt. Die Fahrt über diese kurvige Serpentinenstraße ist wirklich eine echte Sehenswürdigkeit und Pflichtprogramm für alle, die hier mit einem Fahrzeug unterwegs sind. Berge, Pferde, Schafe, grüne Wiesen und dazu der tiefblaue Ozean zu unserer linken Seite. Reisen mit dem Camper at it’s best!

 

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Angekommen im französischen Hendaye machen wir dann erst einmal einen Stopp. Britta hüpft mit Brett in die heute eher ’gemütlichen’ Wellen, während ich mir mit unserem kleinen Mann die Zeit am Strand vertreibe. Nach gut 2 Stunden Austoben geht es dann weiter nach Lafitenia zum Camping Playa, unserem heutigen Nachtlager. Der Camping Playa hat zwei Seiten: Eine traumhafte und eine katastrophale. Ersteres ist die Lage. Angeordnet auf Terrassen in den Klippen zum Atlantik hat man hier einen Campingspot mit einer Aussicht, die in dieser Region und auf unserer gesamten Reise ihresgleichen sucht.

 

Aussicht aus Campern in Lafitenia

 

Dem entgegen stehen jedoch die von Jahr zu Jahr immer schlimmer werdenden sanitären Räumlichkeiten. Zwar haben seit meinem letzten Besuch vor über zwei Jahren die Türen einen neuen Anstrich bekommen, von einem quietschendem orange-gelb in ein jetzt knalliges blau, eine Putzfrau wurde jedoch wie es scheint nach wie vor noch nicht engagiert. So bleibt es dieses Mal daher auch nur bei einer Nacht, die wir hier bleiben. Zwar ist der Blick aus dem Camper am nächsten Morgen wirklich so, wie man Ihn aus vielen Reisemagazinen kennt, doch leider wurden meine Hoffnungen auf eine morgendliche Surfsession am berühmten Spot von Lafitenia nicht erfüllt. Da sich lediglich eine kleine Weißwasserwalze über das Riff schiebt ziehen wir es vor, weiter Richtung Endstation des Baskenlandes zu ziehen, nach Biarritz.

 

Camper in Allee in Biarritz

 

Biarritz – In der Nebensaison ein Traum

Eigentlich war Biarritz bisher immer einer der ersten Stopps bei meinen Atlantikreisen. Doch dieses Mal ist es andersrum, da unsere Anreise ja über England und per Fähre nach Nordspanien stattfand. Zugegeben, bislang war Biarritz ja nie so wirklich meins. In der Hochsaison hoffnungslos überfüllt, ewige Staus und dazu für meinen Geschmack etwas zu schick. Heute, in der Nebensaison, empfinde ich die Stadt jedoch ganz anders. Diese Stadt ist echt schön und entspannt, einfach gemütlich. Die vielen Bars und Restaurant sind annehmbar gefüllt, die Strände fast ausschließlich von Einheimischen bewohnt und der Touristensammelpunkt rund um den alten Hafen ist heute sogar per Camper über die Straße erkundbar. Irgendwie hat man das Gefühl, die Stadt atmet gerade so richtig auf, nach einer langen, zehrenden Saison. Dazu beschert uns der Herbst noch einmal spätsommerliche Temperaturen und ein paar letzte, entspannte Surfsessions am Grande Plage.

 

Mutter mit Kund und Surfboard

 

Abends gönnen wir uns dann noch einen Sundowner am Etxola Bibi. Dies scheint so etwas wie der lokale Hotspot zu sein. Hier treffen sich die Locals abends auf eine Runde Boule spielen mit Wein, Käse-Antipasti und Baguette. Einen besseren und authentischeren Ausklang für diese Etappe unserer Reise hätten wir uns wahrlich nicht wünschen können.

 

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