Das Ende der Straße – Hallo Zuhause

Aus, Schluß, Ende – das war’s! Wir sind zurück in der Hansestadt, angekommen in unserem festen Zuhause. 7 Wochen Roadtrip durch 6 Länder mit über 4.500km auf der Straße und 500 Seemeilen über den Atlantik liegen hinter uns. Was für eine traumhafte Zeit und vor allem, was für eine traumhafte Rückreise, die noch einmal mehr Highlights bereit hielt als wir es zuvor vermutet hatten.

Nachdem wir das Baskenland hinter uns gelassen haben, heißt unser erster Stopp auf der Rückreiseroute Toulouse. Hier sind wir bei einer Freundin von Britta in ihr Haus eingeladen. Das Haus hat sogar eine Einfahrt. Prima denken wir uns, kein Stress mit der Platzsuche also. Das stimmt auch soweit, nur als wir ankommen erkennen wir dafür ein anderes Problem. Die Einfahrt hat ein Gefälle von gut und gerne 7%. Auch das Unterlegen der Auffahrkeile unter die Vorderräder kann es nicht verhindern, daß uns in dieser Nacht das Blut vom Kopf in die Füße läuft. Egal, dafür bekommen wir ein leckeres Essen, eine warme Dusche, einen kleinen Spielkameraden und einen netten Abend zu viert bei schmackhaftem Kronenburg Bier.

 

Das Capitole von Toulouse

Toulouse – etwas unspektakulär aber trotzdem ganz nett

Die Stadttour durch Toulouse fällt am nächsten Tag eher knapp aus. Das liegt schlichtweg daran, dass es hier nicht all zu viele Highlights gibt. Das soll jedoch nicht heißen, dass die Stadt nicht schön ist. Im Gegenteil, nett aber unauffällig trifft es wohl ganz gut. Da heute Markt ist, spielen wir die Ahnungslosen und schlängeln den Dicken in bester Lieferwagenmanier durch die Fußgängerzone der Stadt bis zum Vorplatz des Capitole. Schnell ein Bild für die Galerie und weiter geht’s zur zweiten Sehenswürdigkeit der Stadt, der Brücke Pont Neuf. Als wir diese überqueren sind wir dann auch schon auf unserem Weg zu unserem nächsten Ziel: Sète an der Mittelmeerküste.

Zugegeben, Sète haben wir uns rausgesucht, weil wir eben nun mal ab und an einen Stop mehr einlegen müssen. Ansonsten gefällt unserem kleinen Mann das viele Autofahren auch schnell mal gar nicht mehr so gut. Der Nachtplatz den Google uns hier jedoch für diese Nacht vorschlägt, schlägt alle bisherigen Plätze. Im negativen Sinne. Zwar ist der Stellplatz durchaus neu und schön angelegt, bietet jedoch auch einen direkten Blick auf die riesigen Tanks der örtlichen Kläranlage. Dieser Blick wird dazu noch untermalt von einer Schnellstraße die wiederum noch mal von einer Bahntrasse flankiert wird. Idylle sieht anders aus. Uns ist’s für diese Nacht jedoch gezwungenermaßen ‚egal‘. Am nächsten Morgen zieht es uns in die Stadt wo wir den berühmten Saint Charles Friedhof besichtigen. Diese Friedhof ist, wie es scheint, einer der berühmtesten Friedhöfe des Landes. Beim Anblick fällt es nicht schwer zu erahnen warum dies so ist? Dieser Ort bekommt von uns zumindest definitiv das Prädikat sehenswert. Ansonsten ist die Stadt Sète aber eher unscheinbar und so machen wir uns nach dem Mittagessen auf in Richtung Provence wo wir die Nacht verbringen werden.

 

Blick vom Saint Charles Friedhof auf das Mittelmeer

 

Am nächsten Tag heißt es dann Meter machen. Rückfahrten sind, wie wahrscheinlich für viele, nicht so unser Ding. Irgendwie denkt man die ganze Zeit daran, wie viel Strecke noch vor einem liegt anstatt sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Zum Glück ändert sich das schlagartig, als wir nach Lausanne einfahren und einen kurzen Fotostopp am Genfer See einlegen. Der Spätsommer aus Biarritz ist uns bis in die Schweiz gefolgt. Die Sicht ist so klar, dass man heute sogar bis auf die schneebedeckten Spitzen des Montblanc blicken kann. Ach doch, es ist nicht der Atlantik, aber der Genfer See scheint durchaus seinen Charme zu haben!

Der Herbst ist derbst in der Schweiz

Wir beziehen wieder Lager bei Freunden. Cory und Henric sind eigentlich Australier, leben aber schon eine ganze Weile hier in der Schweiz. Britta traf Henric einmal vor vielen Jahren auf Ihrer Reise durch Argentinien, wodurch bis heute eine gute Freundschaft erhalten blieb. Zum Glück. Denn eins fällt uns australienerfahrenen immer sofort auf, wenn wir die Beiden treffen: Die unglaubliche Gastfreundlichkeit der Aussies.

 

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Wir verbringen zwei wunderbare Tage mit reichlich fantastischem Essen und traumhaftem Wetter am Genfer See. Angeblich sind bei gutem Wind sogar stets ein Dutzend Kitesurfer hier auf dem Wasser. Von Wind ist heute jedoch keine Spur. Dafür kristallklarer Himmel, der die herbstlichen Farben perfekt in Szene setzt und das „Feierabendbier“ am Strandkiosk umso besser schmecken lässt.

Deutschland – Flammkuchen und jede Menge Wein in der Pfalz

Zwei Tage später befinden wir uns dann wieder auf der Autobahn im Anflug auf Deutschland. Süddeutschland um genauer zu sein. In Sankt Martin in der Pfalz soll es leckeren Wein geben, ist ja schließlich auch die bekannte Weinstraße hier. Zumindest haben mir das meine Tante und Onkel erzählt, die hier seit einiger Zeit ein Haus als kleinen Zweitwohnsitz haben. Das wollen wir mal sehen, mal ganz was Anderes, und lenken unseren Dicken durch eine malerische Landschaft in einem für diese Jahreszeit typischen Farbenspiel. Nachdem unsere Reise wettertechnisch ja zunächst verhalten anfing, werden wir jetzt am Ende prächtig belohnt. Sowohl vom Wetter als auch kulinarisch von meinen Verwandten. Es gibt, wie könnte es auch anders sein für diese Region, Flammkuchen. Und dazu holt mein Onkel ein paar edle Tropfen aus den gut sortierten Tiefen seines Weinkellers. Mein Cousin ist ebenfalls mit von der Runde und die Stimmung wird von Glas zu Glas ausgelassener. Von Wein-Probe kann man da nicht mehr sprechen. Am Ende des Abends krönen dann auch ganze sieben Flaschen den Wohnzimmertisch. Ob diese auch wirklich alle Qualität hatten wird morgen der Kopf entscheiden. Doch egal was wird, besser und schöner hätten wir uns unsere Rückkehr nach Deutschland wirklich nicht vorstellen können.

 

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Von Kopfschmerzen fehlt am nächsten Tag jede Spur. Alles Andere hätte mich bei meinem Onkel auch gewundert, schließlich ist er selbst vor etwa 3 Jahren hobbymäßig in die Weinproduktion eingestiegen und lässt uns bei der Verarbeitung der Trauben auch noch gleich mithelfen – ein tolles Erlebnis, das wir uns nicht entgehen lassen wollten. So schön es hier war, nun heißt es aber noch einmal die Backen zusammenkneifen. Vor uns liegen gute 7 Stunden Fahrt in den hohen Norden. Doch nicht alles auf einmal. Einen letzten kleinen Stopp auf zwei leckere Teller Lasagne legen wir noch bei meiner Schwester und Ihrem Freund im zwei Stunden entfernten Marburg ein. Da meine Schwester treue Leserin unseres Blogs ist, sind die Urlaubsgeschichten dann auch recht schnell erzählt.

Der Camper ist zurück in der Hansestadt

Wir bereiten unseren kleinen Mann vor für die gut fünfstündige Nachtfahrt. Dann geht es über die A7 endlich zurück in die schönste Stadt der Welt. Als wir um gut 1 Uhr morgens die Lichter der Container-Kräne und der davor liegenden dicken Pötte erblicken, bevor wir in die lange Röhre des Elbtunnels einfahren, geht uns (wie eigentlich immer) ein Stückweit das Herz auf. Wir drei sind halt ’Nordish by Nature’ und Fettes Brot hatten schon damals ganz Recht als sie meinten „Schon Störtebeker wusste, dass der Norden rockt und hat mit seinem Kahn hier gleich angedockt“.

 

Blick auf den Hamburger Hafen bei Nacht

 

Wir für unseren Teil sind zumindest erst einmal ziemlich durchgerockt, aber auch überglücklich. Die 7 Wochen Elternzeit auf der Straße waren eine unglaublich aufregende, ereignisreiche und auch erfüllende Zeit, die uns für immer in Erinnerung bleiben wird. Zugegeben, sie war auch anstrengend. Zu dritt auf 5,70m hat uns das ein oder andere Mal vor Herausforderungen gestellt, besonders wenn das Wetter nicht so wollte wie wir. Aber sie hat uns auch zusammengeschweißt und besonders mir, dem bislang berufstätigen Part in unserem Kreis, es ermöglicht, so viele schöne Momente mit meiner Frau und besonders mit unserem kleinen Mann teilen zu dürfen. Allein das war jegliche Strapazen wert, und diese Tour soll nun nur der Anfang einer von vielen sein, die noch vor uns liegen. We will keep on rollin´…

 

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