St. Ives – hier lässt’s sich leben!

Die erste Nacht in unserem schicken Gartenappartement „Gone to the sea“ war gemütlich. Das angekündigte Unwetter ist somit quasi unbemerkt über uns hinweg gezogen. Doch beim Morgenkaffee und Blick auf meine Surfforecast App kribbelt es schon in den Armen. Es sind gute Bedingungen angekündigt, also ab in den Dicken und runter zum Strand. Die Wellen sind ok, aber noch nicht top. Der Wind steht noch nicht richtig. Gutes braucht Weile, also fahre ich erstmal wieder zurück und packe den Rest der Familie ein. Wir fahren nach Godrevy Beach an den nördlichsten Punkt der Bucht von St. Ives. Endlich haben wir einmal etwas Sonne, zwar auch viel Wind, aber an den haben wir uns hier mittlerweile gewöhnt, und eigentlich mögen Surfer den ja auch. Den Morgen verbringen wir somit erstmal mit unserem kleinen Mann an der Wasserkante.

 

Mutter und Kind am Godrevy Beach

 

Danach geht es zurück nach St. Ives. Der Wind sollte jetzt besser stehen und…tatsächlich! Nach nun fast 2 Wochen anhaltender „Hacksee“ serviert der Atlantik endlich die Bedingungen die ich im Vorfeld der Elternzeit jede Nacht vor Augen hatte. Schöne schulterhohe Wellen bei einer leichten Offshore Brise. Jetzt muss es schnell gehen, aber sagt sich so einfach. Das passende Brett liegt gut verstaut und festgezurrt zwischen drei anderen Brettern oben auf dem Dach. Die Operation dauert daher erstmal gute 15Minuten, dann der nächste Gau. Ich habe das Brett vor dem Urlaub natürlich fein säuberlich von jeglichem Wachs befreit. Also erstmal schön den Wachsblock kreisen und nochmal kreisen lassen. Zudem wird jetzt auch noch der Kleine unruhig. Wir beschließen das er erstmal eine Karren-Runde braucht. Schön mit Mama mal durch ein paar Läden bummeln, der Traum eines jeden Mannes! Doch die Karre ist natürlich im Heck unseres Kastens. Der wiederum steht gut bewacht unter strengen Blicken herumlungernder Parkplatz-Interessenten dicht geparkt am Strandgeländer. So geht die Zeit dahin. Jeder Surfer der solch ein Szenario schon einmal durchlebt hat während sich hinter ihm das Line-Up bei besten Bedingungen immer mehr füllt, weiß wie sich sowas anfühlt. Es vergeht alles in allem bestimmt eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich im Wasser bin. Dort verbringe ich dann auch erstmal zwei Stunden bis mir die Arme fast abfallen. Mein Fazit: Danke St. Ives, das hat wirklich gut getan und war auch bitter nötig.

 

Surfen an Porthmoer Beach

 

Liegt England am Atlantik oder am Mittelmeer?

Am nächsten Tag sind die Wellen leider auch schon wieder weg. Oder sagen wir besser nicht mehr so einladend dass ich sofort rein muss. Daher steht heute Stadt auf dem Programm. Denn St. Ives ist nicht einfach irgendeine Stadt in Cornwall, es ist die mit Abstand schönste und malerischste Stadt hier unten. Kleine Gassen gefüllt mit Cafés, Restaurants und Galerien, fast etwas mediterran!

 

Kleine Cafés in St. Ives

 

Dazu gibt es eine nette kleine Einkaufsstraße mit Geschäften und Bakeries, in denen man lecker Cornish Pastries bekommt. Gefühlt haben wir fast jeden Tag mindestens ein Pastrie hier verputzt. Ich steh drauf. Die wohl beliebteste Gegend in St. Ives ist der Hafen. Dieser ist voll mit Touristen, die wie wir auf der Promenade sitzen und einfach ein wenig chillen und die Blicke schweifen lassen. “Sittin‘ on the dock of the Bay, wastin‘ time“. Würde Ottis Redding jetzt hier den Hafensänger machen, es könnte schöner nicht sein.

 

Im Hafen von St. Ives

 

Das Wetter meint es heute wirklich gut mit uns und die regengeplagten Touris der vergangenen Tage saugen die Sonne nur so auf. Nach unserer Pause schlendern wir weiter auf The Island hoch zur Chapel of St. Nicholas. Diese liegt auf einem kleinen Hügel der gleichzeitig der nördlichste Punkt von St. Ives ist. Der Blick den man  von hier auf die gesamte Stadt und seine Strände hat ist bombe. Und von hier oben sieht man ziemlich eindrucksvoll, was die Einheimischen hier in St. Ives auch die Wäre Hamburg nicht schon die schönste Stadt der Welt, so würde ich den Titel neu vergeben. Zumindest ist St. Ives mit seinem Kulturangebot, seinen netten Menschen und seinen Stränden zum Surfen und Kiten durchaus so ein Ort an dem man es sich prima vorstellen könnte zu leben. Ok, nur über das Wetter müsste man mit den Briten nochmal verhandeln.

 

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Über die Küstenroute nach Lands End

Am nächsten Morgen sind die drei Nächte in unserem Gartendomizil unserer freundlichen Vermieterin Maria auch schon wieder vorbei. Wir sind gerade dabei zu packen als wir mit Ihr noch einmal ins Gespräch kommen. Sie erzählt uns, dass Sie eigentlich aus London kommen und früher nach Australien auswandern wollten. Aber das sei ja so weit weg, deswegen hätten sie es nicht gemacht. Als ihr Mann dann ein Abfindungsangebot bei seiner alten Firma erhielt, haben sie sich gefragt was sie nun machen sollten und entschlossen sich nach Cornwall zu ziehen, obwohl sie zuvor noch nie hier gewesen waren. Sie hatten von vielen Leuten gehört dass Cornwall Australien sehr nahe kommen sollte. Der Vergleich ist in der Tat nicht so weit hergeholt. Davon jedoch mal abgesehen ist es aber irgendwie beeindruckend zu sehen wie spontan und entscheidungsfreudig die Engländer zu sein scheinen. „Well, if you never go than you’ll never know” sagt Maria. “Sometimes you just need to do what you think is right to do”. Da hat sie wohl recht. Wir nehmen Ihren Ratschlag gerne mit und freuen uns wieder über eine weitere, inspirierende Geschichte in unseren Erinnerungen.

 

Bauernhof aus Stein in UK

 

Wir machen uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, Land`s End. Hierfür wählen wir die Küstenroute, die uns durch malerische kleine Küstendörfer führt. Eins schöner als das andere. Wirklich beeindruckend mit welcher Liebe zum Detail die Leute alte Cottages erhalten und wieder herrichten. Man hat das Gefühl, es geht Ihnen nicht um die Kosten-Nutzen Effizienz wie wir das ja aus Deutschland kennen. Vielmehr scheint es Ihnen wichtig zu sein, Altes zu bewahren so gut es geht. Stil hat es. Und schön ist es dadurch allemal.

 

 

1 Comment

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Marenreply
18. September 2017 at 22:25

Heute hab ich mir mal die Zeit genommen, mit euch von Hoyerhagen über Düsseldorf nach Südengland zu reisen. Die Bilder machen echt neidisch (obwohl ihr bei Regen sicher weniger fotografiert habt…). Diese Ecke von Großbritannien habe ich bisher nicht bereist, scheint aber wirklich überlegenswert. Genießt es weiter!

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