Bulli-Roadtrip durch England – die Anreise
Wir sind auf dem Weg Richtung französische Grenze. So richtig haben wir uns eigentlich keine Gedanken über die Anreise nach England gemacht. Wir wollen spontan bleiben und haben daher bislang nichts gebucht. Die Optionen von dieser Gegend sind ohnehin überschaubar:
- Anreise mit der Fähre von Dünkirchen nach Dover
- Anreise mit der Fähre von Calais nach Dover
- Anreise mit dem Zug von Coqueles nach Kent durch den Eurotunnel
Wir befragen das Internet. Dies verrät uns, dass der Zug durch den Tunnel für die kommenden Tage bereits ausgebucht sei. Wir sind halt noch in der Hautsaison. Auch bei den Fähren sieht es schon sehr dünn aus. Zum Glück findet Britta aber noch eine gute und erschwingliche Fährüberfahrt für den kommenden Tag von Dünkirchen nach Dover.
Tipp: Für alle die ebenfalls nach Fährverbindungen Richtung Großbritannien auf der Suche sind, empfehlen wir Euch die Seite www.directferries.co.uk. Hier bekommt man Hin- und Rückfahrt außerhalb der Spitzenzeiten schon ab €59,-.
Wir haben somit noch einen Nachmittag zur Verfügung. Da wäre es quasi fast fahrlässig die Stadt Brügge, die ohnehin auf dem Weg liegt, nicht anzusteuern. Das tun wir dann auch. Die Parkplatzsuche etwas am Stadtrand verläuft relativ unkompliziert. Zum Glück ist es ein Wochentag. An Wochenenden und in der Hochsaison platzt Brügge vor Touristen gerne schon mal aus allen Nähten. Heute ist es jedoch human. Nicht allzu viele amerikanische Kreuzfahrtgruppen die wie Lemminge ihrem Fähnchen hinterherrennen welches der Guide an der Spitze der Gruppe in die Höhe hält.
Wir lassen uns treiben. Ganz ohne schlaue Bücher oder Stadtpläne und verbringen ein paar entspannte Stunden in dieser kulturell wirklich sehenswürdigen Stadt.
Mit der Fähre nach England – Vier Grenzkontrollen auf 200m
Am nächsten Morgen brechen wir rechtzeitig von unserem Nachtlager, einem nicht erwähnenswerten Campingplatz im belgischen Oostende, auf. Die Fahrt nach Dünkirchen dauert von hier lediglich 45min.
Am Hafen angekommen bemerkt man sofort, dass bei den Fahrzeugkontrollen mittlerweile ein anderer Wind weht als noch vor einigen Jahren. Brexit und Flüchtlingskrise haben Ihre Spuren hinterlassen. So müssen wir gleich vier Mal auf 200m unseren Pass vorzeigen und zwei Mal unser Fahrzeug für Durchsuchungen öffnen. Es ist schon ein komisches Bild wenn man einem mit Maschinengewehr bewaffneten Soldaten die Schiebetür öffnet, dieser von unserem kleinen Mann aus seinem Kindersitz angelächelt wird worauf der Soldat wiederum ebenso ins Strahlen gerät. Unser kleiner Mann ist und bleibt eben ein Icebreaker. Irgendwie schießt mir Herbert Grönemeyer in den Kopf. „Die Welt gehört in Kinderhände“, das verdeutlicht dieser Moment ziemlich eindrucksvoll.
Die zweistündige Überfahrt mit Fähre ist relativ entspannt. Das Wetter ist gut, es scheint die Sonne. Unser Löwe freut sich, endlich mal seinen Thron von der Rückbank verlassen zu dürfen. Fast die komplette Überfahrt verbringt er in der 2x3m großen Krabbelecke in der eigentlich nichts außer ein TV, auf dem alte Dokus aus den 80ern laufen, und ein großes Bullauge ist. So geht es linke Wand, hinstellen, gucken, wieder hinsetzen, rüber nach rechts, hinstellen, gucken, wieder hinsetzen, rüber zum Bullauge, hinstellen, rausgucken, wieder hinsetzen, rüber….. Das geht so fast zwei Stunden lang. Ununterbrochen. Ich wünschte ich könnte mich so gut motivieren.
Ankunft in Dover – Das Wetter ist schon mal typisch Englisch
England, oder vielmehr Dover, erwartet uns erst einmal ‘very British‘ mit einer schönen, großen Regenwolke. Diese folgt uns sogar noch fast eine Stunde der Südküste entlang, in der wir uns über die schmale A259 durch kleine verschlafene Ortschaften der Region Sussex schlängeln.
Im alten Seebad Hastings legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Hastings scheint ein durchaus nettes Städtchen zu sein welches seine besten Tage jedoch anscheinend bereits hinter sich hat. Es gibt eine schöne, alte Seebrücke auf das Meer hinaus, ein altes Schloss und eine nette Uferpromenade. Übernachten wollen wir hier jedoch nicht. Dafür haben wir uns einen Campingplatz, The Barn Caravan Park, in Lancing, ca. 1 Std. weiter westlich ausgesucht.
Dort angekommen stellen wir fest, dass sich Britta’s Jahresabo der ACSI Card, welches sie noch kurzfristig auf der Caravan Salon in Düsseldorf abgeschlossen hat, hier sofort auszahlt. Anscheinend findet über den gesamten September eine Rallye des British Camping & Caravaning Clubs statt, bei dem diverse Campingplätze exklusiv nur für Clubmitglieder zur Verfügung stehen. Mit unserer Karte haben wir jedoch auch Zugangsrecht. Der Campingplatz ist wirklich sehr chillig. Eigentlich nicht viel mehr als eine Wiese mit ein paar Einrichtungen, aber genau so mögen es. Keep it simple. Wir brauchen ja nicht viel.
Eins fällt uns sofort positiv auf. Die humorvolle und gastfreundliche Art der Engländer. Die Leute auf dem Platz in Lancing sind wirklich unfassbar nett. Man ist sofort in einem Gespräch und es findet sich ganz leicht Gesprächsstoff worüber man mit den Engländern scherzen kann. Das ist das Tolle an ihnen. Der Humor und die Eigenart, im Gegenteil zu uns Deutschen, sich selbst einfach nicht so wichtig zu nehmen. Begegne Ihnen mit Offenheit und Ironie und du wirst dich binnen weniger Stunden auf der Insel wie zu Hause fühlen.
Außerdem konnten wir nun auch endlich erfolgreich die Wolke über uns abschütteln und die Sonne ist draußen. Wir verbringen zwei entspannte Nächte mit sonnigen Tagen und angenehmen 20 Grad in Lancing. Ohne großes Programm, einfach nur runterkommen. Ankommen!